Die Kodizes & Selbstverpflichtungen der PR-Profis
Vom Code d’Athènes bis zum Kodex des Deutschen Rates für Public Relations
Jedem seine ethischen Grundsätze, mag manch einer achelzuckend denken, der sich einem geradezu unübersichtlichen Sammelsurium an Kodizes von Berufs- und Sportverbänden gegenübersieht. Sie mögen oftmals wirken wie Lippenbekenntnisse. Viel Lärm um nichts. Selbstverpflichtungen, die über den Haufen geworfen werden, sobald es um wirtschaftliche respektive finanzielle Interessen geht.
Kommunikationsarbeit nach bestem Wissen und Gewissen
Im Berufstand der Public Relations Fachleute verhält es sich jedoch anders. Zumindest unter denjenigen, die eine fundierte Ausbildung genossen haben. Das kommt nicht von ungefähr, ist das Ziel von professioneller Kommunikationsarbeit doch der Aufbau vertrauensvoller Beziehungen. Und vertrauensvolle Beziehungen, ganz gleich zu welchen Zielgruppen oder Teilöffentlichkeiten, sind im allgemeinen geprägt von Integrität, Fairness, Loyalität, Transparenz und Wahrhaftigkeit.
Und viel mehr noch: PR-Profis sind Öffentlichkeitsarbeiter und verstehen ihre Arbeit als Dienst für die Öffentlichkeit. Neben der Loyalität gegenüber ihrem Arbeit- oder Auftraggeber, sind sie daher in besonderem Maß der Wahrheit verpflichtet und sollten nach bestem Wissen und Gewissen informieren und kommunizieren. In dieser Hinsicht folgt die Public Relations denselben Grundsätzen wie der Journalismus.
Der DRPR als Organ für freiwillige Selbstkontrolle
Die Einhaltung dieser Selbstverpflichtung zu kontrollieren und gegebenenfalls zu rügen, obliegt dem Deutschen Rat für Public Relations, kurz DRPR. Im Jahr 1987 gegründet, bildet er das Organ der Selbstkontrolle aller in Deutschland tätigen Kommunikationsfachleute. Das dieser Initiative entsprechende Organ in Österreich wurde Ende 2008 in Wien unter dem Namen PR-Ethik-Rat ins Leben gerufen.
PR Kodizes und ihre Historie
Beide Organe berufen sich auf nationale Kodizes: der DRPR auf den Deutschen Kommunikationskodex, mehrfach aktualisiert und 2012 verabschiedet, und der PR Ethik Rat auf den sogenannten Ehrenkodex aus dem Jahr 2008.
Doch die Geschichte der Verhaltensrichtlinien für Öffentlichkeitsarbeiter geht zeitlich weiter zurück. Bereits im Mai 1965 verabschiedete die Generalversammlung des Centre Europeen des Relations Publiques, später CERP, den Code d’Athènes – die Grundlage aller heutigen Moralkodizes von PR-Verbänden, national sowie international. Er wurde bereits im August 1966 von der Deutschen Public Relations Gesellschaft übernommen.
Als Europäischer Kodex gilt seit 1978 der Code de Lisbonne der Confederation Europeenne des Relations Publiques, CERP. Er wurde zwei Jahre später und nach einigen Anpassungen ebenfalls von der DPRG übernommen.
Maßgebend für Studenten von Horst Avenarius (ich war eine von ihnen) sind nicht zuletzt „Die sieben Selbstverpflichtungen“, federführend von ihm als Pionier der Public Relations in Deutschland initiiert und in der Branche etabliert.
Doch ganz gleich, auf welche Grundsätze man sich als Kommunikationsmanger beruft, die tägliche Arbeit in der PR sollte geprägt sein von den bereits oben erwähnten Grundsätzen Integrität, Fairness, Loyalität, Transparenz und Wahrhaftigkeit. Und Arbeit- und Auftraggeber tun gut daran, Public Relations-Verantwortliche nicht zu nötigen, von diesen Maximen abzuweichen. Denn nichts trägt in der Öffentlichkeitsarbeit schwerer als Vertrauens- und Integritätsverlust. Dieser Gefahr sollte sich kein PR-Schaffender aussetzen!